Eigentlich waren es drei Ausbildungen: Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege. Durch die Pflegereform wurde daraus eine generalistische Pflegeausbildung, in der sich die Auszubildenden erst im dritten Jahr entscheiden müssen.
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Generalistische Fachkraftausbildung: Drei Ausbildungen verschmelzen zu einer
Noch vor wenigen Jahren mussten sich diejenigen, die einen Pflegeberuf erlernen wollten, entscheiden: Wollen sie in der Kinderkrankenpflege tätig werden, in der Altenpflege oder doch in der Krankenpflege? Die Ausbildungen waren unterschiedlich gelagert, zudem musste die Ausbildung an der Pflegeschule selbst finanziert werden. Durch das neue Pflegeberufegesetz hingegen wurde eine generalistische Pflegeausbildung gegen den Fachkräftemangel ins Leben gerufen. Diese führt alle drei Berufsbilder zusammen und stellt die Auszubildenden erst im dritten Lehrjahr vor die Wahl einer Vertiefungsrichtung.
Darum wurde die generalistische Pflegeausbildung nötig
Der medizinische Fortschritt hat für Probleme gesorgt. Die Menschen werden heute immer älter, was auf der einen Seite gut ist, auf der anderen Seite aber die Pflege vor bisher unbekannte Herausforderungen stellt.
Viel zu viele ältere und hilfsbedürftige Menschen sind vorhanden. Ihnen gegenüber steht eine geringe Anzahl an Pflegefachkräften, die nicht selten über die eigenen Kräfte hinaus arbeiten. Der Beruf ist körperlich und seelisch anstrengend und wurde zuletzt von immer weniger jungen Menschen ergriffen.
Mit einer Veränderung im Pflegeberufegesetz sollte dieser Entwicklung Rechnung getragen werden. Zum einen sollte durch die Veränderungen der Beruf attraktiver werden.
Ein Beispiel: Die Pflegeschule muss nun nicht mehr selbst bezahlt werden, es gibt im Gegenteil sogar eine der höchsten Ausbildungsvergütungen überhaupt.
Zum anderen sind die Auszubildenden bis zum Ende des zweiten Lehrjahres frei in der Wahl ihrer Vertiefungsrichtung.
Die zukünftigen Pflegefachleute wählen nun erst im dritten Ausbildungsjahr, ob sie lieber in der Kranken-, Kinderkranken- oder Altenpflege tätig werden sollen. Ihnen stehen somit alle Türen offen.
Video: Pflege von Kranken, Alten und Kindern: Die Generalistische Ausbildung zur Fachkraft | Beruf | BR
Vorteile der generalistischen Pflegeausbildung
Die generalistische Pflegeausbildung punktet vor allem durch ihre deutlich größere Flexibilität, zum anderen durch die internationale Anerkennung des Berufs. Durch das neue Pflegeberufegesetz ist es möglich geworden, dass der Berufsabschluss in der gesamten EU anerkannt ist. Somit kann eine Pflegefachkraft, die in Deutschland ihre Ausbildung absolviert hat, auch in Schweden oder Italien arbeiten, ohne dort zusätzliche Schulungen mitmachen oder Zertifikate erwerben zu müssen.
Die Vorteile einer generalistischen Pflegeausbildung liegen auf der Hand:
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Größere Flexibilität
Generalisten sind nicht auf einen Berufszweig festgelegt und können in jedem Bereich eingesetzt werden. Gleichzeitig können sie sich auch selbst für verschiedene Fachrichtungen entscheiden und sind für alle diese Richtungen bestens ausgebildet. Vor allem für Heimleitungen und Krankenhäuser ist die Personalauswahl damit leichter, denn die auf dem Stellenmarkt zu findenden Fachkräfte bringen alle beste fachliche Voraussetzungen für jede Art der Pflegestelle mit.
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Bessere Jobchancen
Pflegefachkräfte können sich auf dem Arbeitsmarkt vergleichsweise frei bewegen. Sie haben eine große Auswahl an Jobs in verschiedenen Einrichtungen oder in der häuslichen Akut- oder Langzeitpflege.
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Höherer Verdienst
Schon in der Ausbildung zeigt sich, dass die neuen Pflegeberufe auch finanziell attraktiver sind. Die generalistische Pflegeausbildung gehört zu den bestbezahlten Ausbildungen in Deutschland: Im dritten Lehrjahr werden über 1.300 Euro monatlich gezahlt. Auch nach beendeter Ausbildung ist das Gehalt deutlich besser als früher, was für eine zusätzliche Attraktivität des Pflegeberufs sorgt.
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Weniger Kosten
Durch die generalistische Pflegeausbildung müssen Auszubildende ihre Ausbildung nicht mehr selbst zahlen, was lange genug mit hohen Kosten verbunden war. Heute bekommen sie Geld dafür, damit ist diese Ausbildung allen anderen Ausbildungen gleichgestellt.
Die generalistische Pflegeausbildung im Überblick
Die generalistische Pflegeausbildung ist überall dort zu absolvieren, wo bisher auch die einzelnen Ausbildungen möglich waren. Das heißt, dass die bekannte Alten- und Krankenpflegeschulen für die Ausbildung der Pflegefachkräfte offenstehen.
Gleichzeitig sind die Pflegefachschulen die wichtigsten Ansprechpartner in Sachen Beratung zur Ausbildung. Wer sich noch unsicher ist, ob eine generalistische Pflegeausbildung die richtige Wahl ist, kann sich demnach direkt in der Pflegefachschule dazu beraten lassen.
Video: Generalistische Pflegeausbildung | Ausbildung | Beruf
Anforderungen an künftige Pflegefachkräfte
Wer sich als Generalist ausbilden lassen möchte, muss mit einer dreijährigen Ausbildung rechnen. Die ersten beiden Jahre werden dabei für die Grundlagenvermittlung genutzt und sind für alle Pflegefachrichtungen gleich. Danach kann der gewünschte Schwerpunkt gewählt werden. Am Ende des dritten Ausbildungsjahres stehen die Prüfungen, nach deren Bestehen der Abschluss als Pflegefachmann oder Pflegefachfrau steht. Mit einer bereits abgeschlossenen Ausbildung im Gesundheitswesen ist es möglich, die dreijährige Ausbildung auf zwei Jahre zu verkürzen. Dies geht allerdings nur nach Antragstellung und Darlegung des vorhandenen Fachwissens über entsprechende Abschlusszeugnisse.
Um Pflegefachkraft zu werden, sind diese Voraussetzungen nötig:
- mittlerer Schulabschluss
- alternativ: Hauptschulabschluss mit erfolgreich abgeschlossener zweijähriger Berufsausbildung
- alternativ: Hauptschulabschluss mit erfolgreich abgeschlossener Assistenz- oder Helferausbildung in der Pflege (Dauer wenigstens ein Jahr)
- gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift
- kein offizielles Mindestalter, die meisten Berufsfachschulen fordern aber ein Alter der Bewerber von 17 Jahren
Manche Schulen haben eigene Zugangsvoraussetzungen. Diese sollten rechtzeitig erfragt werden, um gezielt auf die Erfüllung der Voraussetzungen hinarbeiten zu können. Wichtig: In der Regel muss die gesundheitliche Eignung nachgewiesen werden, was über ein ärztliches Attest möglich ist.
Zu den persönlichen Voraussetzungen gehört zudem eine hohe Belastbarkeit, was körperliche und psychische Anforderungen angeht. Die Persönlichkeit des Bewerbers muss zum Berufswunsch passen, denn er oder sie muss durchsetzungsfähig und gleichzeitig einfühlsam sein. Es darf keine Scheu vor dem Kontakt mit anderen Menschen bestehen, dies gilt auch für Körperkontakte. Angehende Pflegefachkräfte müssen zudem eine sehr gute Beobachtungsgabe mitbringen, denn sie müssen auch kleinste Veränderungen des Gesundheitszustandes ihrer Pflegepersonen wahrnehmen.
Nicht zuletzt ist ein gewisses Kommunikationstalent wichtig. Pflegefachkräfte werden nicht selten zu einer wichtigen Bezugsperson im Leben ihrer Pflegepersonen und müssen sowohl mit diesen als auch mit den Angehörigen des zu pflegenden Menschen kommunizieren können.
Die wichtigsten Ausbildungsinhalte
Die Ausbildung zur Pflegefachkraft besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil.
In der Theorie geht es um die Vermittlung des rechtlichen und organisatorischen Fachwissens sowie um die nötigen medizinischen Grundlagen.
Behandelt werden sowohl im fachpraktischen als auch im theoretischen Teil unter anderem die folgenden Themen:
- Krankheiten und ihre Ursachen, Diagnosemöglichkeiten, Behandlungen
- Blutabnahme, Versorgung von Wunden, Verabreichen von Injektionen
- Maßnahmen zur Ersten Hilfe
- Aufnahme, Verlegung und Entlassung von Patienten
- Assistenz bei medizinischen Eingriffen
- Ermittlung des Pflegebedarfs
- Rechtliches rund um die Pflege
- Erstellung von Pflege- und Reha-Plänen
Mit den Ausbildungsinhalten werden die angehenden Pflegefachkräfte auf einen eigenverantwortlichen Einsatz im Bereich der Pflege vorbereitet.
Neue Wege über das Studium
Die generalistische Pflegeausbildung ist nicht die einzige Möglichkeit, die zu einer Tätigkeit in der Pflege führt. Auch das Pflegestudium, das im Zuge der Pflegereform eingeführt wurde, befähigt zur Ausübung des Berufs.
Mit dem Pflegestudium werden vor allem Abiturienten angesprochen, die sich für die Pflege interessieren und die zur unmittelbaren Pflege am Pflege- oder Krankenbett qualifiziert werden sollen.
In einzelnen Bundesländern wie zum Beispiel in Bayern wurde bereits ein Stipendium eingeführt, sodass das Pflegestudium auch finanzierbar ist und monetär gesehen nicht hinter der generalistischen Pflegeausbildung zurückstehen muss.
Verantwortliche sind übrigens der Meinung, dass die Veränderungen im Pflegegesetz bisher dazu geführt hätten, dass sich mehr Menschen für eine Ausbildung in der Pflege interessieren.
Allerdings hat das einen Haken: Es gibt inzwischen mehr Fachkräfte in der Altenpflege, aber nicht in der Kinderkrankenpflege.
Letztere muss bisher zurückstehen und es ist noch nicht ganz klar, wie das Problem behoben werden soll. Theoretisch können sich die Auszubildenden vor Beginn des dritten Lehrjahres auch für den Bereich der Kinderkrankenpflege entscheiden.
Praktisch tun dies aber immer weniger. Hier werden neue Anreize gebraucht, mit denen die Entscheidung leichter fällt.