Ausgebrannt am Arbeitsplatz: Burnout

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Das wachsende Arbeitspensum, die Herausforderungen durch Industrie 4.0, die weltweiten Krisen, die den Arbeitsmarkt belasten – all das und noch einige Punkte mehr sorgen dafür, dass sich immer mehr Arbeitnehmer ausgebrannt fühlen. Sie haben Stress am Arbeitsplatz und sind immer häufiger vom Burnout bedroht.

Ausgebrannt am Arbeitsplatz: Burnout durch Überlastung im Job

Wer ständig Überstunden macht, keine Zeit für Hobbys hat und trotz Stress das Gefühl bekommt, nicht genug zu leisten, steht meist kurz vor dem Burnout. Die Betreffenden sind nicht einfach nur müde, wenn sie ihren Arbeitsplatz aufsuchen, etwas mit der Familie unternehmen oder abends auf der Couch sitzen. Sie fühlen sich völlig ausgebrannt, antriebslos und können sich nicht konzentrieren. Die Krankheit Burnout mit ihren typischen Symptomen greift um sich.

Sie gilt als wissenschaftlich anerkannte Diagnose (entsprechend ICD-11), aus der ohne Behandlung weitere Erkrankungen entstehen können. Depressionen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und eine verkürzte Lebenserwartung können sich aus einem unbehandelten Burnout entwickeln.

Arbeit überfordert immer mehr Erwerbstätige

Laut einer Forsa-Umfrage, die von RTL und N-TV in Auftrag gegeben und bei der 1.007 Personen befragt wurde, fühlen sich aktuell etwa 70 Prozent aller Erwerbstätigen überlastet. Sie leiden unter Stress, der bei jedem Fünften von ihnen sogar zu einer dauerhaften Überlastung führt. Die Folge: Die Betreffenden fühlen sich ausgebrannt und können am Arbeitsplatz nicht mehr die volle Leistung bringen. Die Gründe dafür sind vielfältig:

    • Es fehlt an Personal:

      Einsparungen der Arbeitgeber führen zur Überlastung der Mitarbeiter, die zusätzlich zu ihren eigenen Aufgaben auch noch die der fehlenden Angestellten übernehmen müssen. Der Fachkräftemangel sorgt dafür, dass nicht ausreichend qualifizierte Mitarbeiter für sie ungeeignete Aufgaben ausführen müssen. Sie tragen mehr Verantwortung, als sie sollten. Darüber hinaus sind anhaltend hohe Krankenstände für den Personalmangel verantwortlich.

    • Es bleibt zu wenig Zeit:

      Eine Fülle an Aufgaben muss binnen kürzester Zeit ausgeführt werden. Überstunden sind die Folge, für die Freizeitgestaltung sowie für eine ausreichende Erholungsphase bleibt vom Tag nichts mehr übrig.

    • Der Arbeitgeber übt zu viel Druck aus:

      Arbeitnehmer fühlen sich körperlich und seelisch überlastet, weil sie zu wenig Zeit und zu viele Aufgaben haben. Sie werden dauerhaft überfordert und fühlen sich mitunter selbst Routineaufgaben nicht mehr gewachsen.

Arbeitnehmer fühlen sich körperlich und seelisch überlastet, weil sie zu wenig Zeit und zu viele Aufgaben haben. (Foto: AdobeStock - 42753919 Dan Race)

Arbeitnehmer fühlen sich körperlich und seelisch überlastet, weil sie zu wenig Zeit und zu viele Aufgaben haben. (Foto: AdobeStock – 42753919 Dan Race)

  • Überforderung durch Neuerungen:

    Viele Erwerbstätige fühlen sich angesichts der wachsenden Automatisierung und des verstärkten Einsatzes von Künstlicher Intelligenz überfordert.

    Mit dem Einsatz von KI ist ein Wandel in der Arbeitswelt verbunden, der vielen Menschen Zukunftsängste bereitet. Sie fürchten sich vor einem Jobverlust sowie der damit verbundenen Armut auch im Alter. Dies sorgt zusätzlich für psychischen Stress.

  • Erwerbstätige werden immer älter:

    Nicht nur das heraufgesetzte Renteneinstiegsalter belastet die Arbeitnehmer, sondern auch der fehlende Nachwuchs. Diese Tatsache wiederum führt dazu, dass viele Arbeitnehmer über das Rentenalter hinaus berufstätig sind.

    In vielen Bereichen werden diese Mitarbeiter körperlich und seelisch überlastet, was beispielsweise im Gesundheits- und Bildungswesen der Fall ist

  • Ständige Erreichbarkeit wird gefordert:

    Einst wurde von Mitarbeiter in bestimmten Branchen ein Not- und Wochenenddienst erwartet. Für diese Zeit bekamen sie ein Diensttelefon und sie mussten in Bereitschaft bleiben. Heute wird dank mobiler Kommunikationsmöglichkeiten eine ständige Erreichbarkeit vorausgesetzt.

    Mitarbeiter werden auch am Wochenende oder abends angerufen und sei es nur, um aktuell belanglose Fragen zu klären. Ihnen fehlt damit die Erholungsphase, denn auch in der Freizeit ist die Präsenz als Angestellter gefragt

Wer sich am Arbeitsplatz überfordert und dauerhaft wie ausgebrannt fühlt, zeigt bereits erste typische Anzeichen eines Burnouts. Zu diesen zählen außer der Müdigkeit und möglicher Konzentrationsschwächen auch körperliche Beschwerden, ein Leistungsabfall und der Rückzug aus dem sozialen Leben sowie teilweise sogar aus der Familie. Wer nicht völlig ausgebrannt sein und den Arbeitsplatz am Ende aufgeben möchte, muss unbedingt rechtzeitig gegensteuern. Die ersten Warnzeichen sind meist schon unmissverständlich (Müdigkeit, Lustlosigkeit, Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit etc.), werden jedoch häufig ignoriert.

Personalmangel und andere Gründe verhindern die ausreichende Regeneration

Wer leistungsfähig sein möchte, muss nicht nur ausreichend schlafen, sich gesund ernähren und einen Ausgleich zur geistigen Beanspruchung in körperlicher Ertüchtigung finden. Er darf auch nicht inhaltlich überlastet werden, wie das durch den Ausgleich des allgemeinen Personalmangels, durch die Übernahme von immer noch mehr Aufgaben und durch ständigen Zeitdruck („Die Deadline rückt näher!“) allgegenwärtig ist.

Hans-Jürgen Urban von der IG Metall sieht die Ursachen für eine Zunahme von Burnouts in der Gesellschaft ganz klar: Menschen haben seiner Meinung zu wenig Zeit, um sich wirklich zu erholen und den Stress hinter sich zu lassen. Urban sieht die Gefahr, dass der Burnout zur „Volkskrankheit der modernen Arbeitswelt“ wird.

Video: Chaos durch Personalmangel: Warum viele Stellen offen bleiben | ZDFheute live


Dabei übernehmen die Mitarbeiter eines Unternehmens meist widerstandslos immer noch mehr Aufgaben, da sie Angst vor einem Verlust ihres Arbeitsplatzes haben. Lieber ausgebrannt als arbeitslos, scheint die Devise zu lauten.

Die besten Tipps, um Burnout zu vermeiden

Die großen Herausforderungen, vor denen Arbeitnehmer heute stehen, lassen sich nicht gänzlich vermeiden. Es ist eine Tatsache, dass es zu wenige Fachkräfte gibt und dass die Wirtschaft vor einer Krise steht. Diese kann nicht einfach mit guten Wünschen weggewischt werden. Angesichts dessen, dass Burnout schon bei Kindern und Jugendlichen durch Überlastung droht, sollte jedoch rechtzeitig eingeschritten werden. Mithilfe verschiedener Maßnahmen lässt sich das Gefühl, den Arbeitsplatz nur noch völlig ausgebrannt aufzusuchen, vermeiden oder wenigstens verringern. Hier die besten Tipps:

    • Überstunden vermeiden:

      Es klingt einfacher, als es in der Realität ist. Dennoch ist das Vermeiden von Überstunden eine der besten Maßnahmen, um zu mehr Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden. Mehrleistungen am Arbeitsplatz in absoluten Spitzenzeiten sind in Ordnung, doch sie dürfen nicht an der Tagesordnung sein. Auch wenn es für viele Erwerbstätige verlockend ist, wenn der Arbeitgeber eine Vergütung der Überstunden in Aussicht stellt: Die Erholung ist auf Dauer wichtiger als das Geld.

    • Lieber mehr Pausen einlegen:

      Niemandem ist damit geholfen, wenn der Mitarbeiter so lange arbeitet, bis er aus Krankheitsgründen ausfällt. Dies geschieht dann meist für einen längeren Zeitraum, da die Erholungszeit bedeutend länger ist, wenn erst einmal ein richtiger Burnout diagnostiziert wurde. Ehe jemand völlig ausgebrannt ist, sollte der Arbeitsplatz lieber häufiger und regelmäßiger für den rechtzeitigen Feierabend, das Wochenende, den Urlaub und kleine Pausen verlassen werden. Die Behandlung eines Burnouts dauert bedeutend länger und kostet den Arbeitgeber mehr!

    • Rechtzeitig das Gespräch suchen:

      Es ist Mitarbeitern als Stärke anzurechnen, wenn sie über das Gefühl, ausgebrannt zu sein, mit ihrem Vorgesetzten sprechen. Dieser sollte wissen, dass sich persönlich etwas bei dem Betreffenden ändert. So kann gemeinsam gegengesteuert und nach einer Entlastung gesucht werden. Dies ist allemal besser, als einen plötzlichen Totalausfall des Mitarbeiters hinzunehmen.

Lieber mehr Pausen einlegen. (Foto: AdobeStock - 403016152 Pixel-Shot)

Lieber mehr Pausen einlegen. (Foto: AdobeStock – 403016152 Pixel-Shot)

  • Aktive Entspannungsmethoden probieren:

    Yoga, Meditation und andere Techniken helfen dabei, sich aktiv zu entspannen. Wer mit den jeweiligen Übungen nicht vertraut ist, kann einen entsprechenden Kurs besuchen.

    Viele dieser Techniken können auch zwischendurch angewendet werden und sorgen somit für kurze Erholungspausen im Laufe des Arbeitstages.

    Auch wenn ein wenig Überwindung dazugehört: Nach erfolgter Entspannungseinheit fühlen sich die meisten Menschen motivierter, fitter und auf Dauer auch gesünder.

Freunde treffen, sich bewusst Zeit für die Familie nehmen und den Feierabend aktiv genießen: Das alles lässt sich den Körper besser erholen als bei einem Fernsehabend auf der Couch. (Foto: AdobeStock - 208164067 vizualni)

Freunde treffen, sich bewusst Zeit für die Familie nehmen und den Feierabend aktiv genießen: Das alles lässt sich den Körper besser erholen als bei einem Fernsehabend auf der Couch. (Foto: AdobeStock – 208164067 vizualni)

  • Wert auf das soziale Leben legen:

    Auch wenn es oftmals Überwindung kostet, nach einem anstrengenden Arbeitstag noch etwas zu unternehmen, tut das soziale Leben doch gut.

    Freunde treffen, sich bewusst Zeit für die Familie nehmen und den Feierabend aktiv genießen: Das alles lässt sich den Körper besser erholen als bei einem Fernsehabend auf der Couch.

    Der Arbeitsplatz wird am nächsten Tag motivierter aufgesucht und das Gefühl, ausgebrannt zu sein, zeigt sich seltener.

    Eine aktive Erholung wird seitens der Gesundheitsexperten als viel effektiver angesehen als das passive „Extrem-Couching“, wie das Lümmeln auf dem Sofa gern genannt wird.

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