Die Gewerbeversicherung ist für Gründer sehr wichtig, denn sie bietet Schutz vor existenzbedrohenden Risiken. Diese sind für Start-ups nur schwer zu verkraften und können zum baldigen Aus führen.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Warum brauchen Gründer eine Gewerbeversicherung?
Nicht selten kratzen Gründer jeden verfügbaren Euro zusammen, um ihr Vorhaben der Selbstständigkeit auf die Beine zu stellen. Dabei gibt es einige Hindernisse, die umschifft werden müssen, gleichwohl sind verschiedene Risiken möglich, die das Unternehmen direkt wieder in die Insolvenz führen können.
Eine geeignete Gewerbeversicherung ist hier die Voraussetzung dafür, dass zumindest einige Risiken aus der Welt geschafft werden können.
Heutige Gewerbeversicherungen bieten existenziellen Schutz für Gründer, wobei sie per Definition nicht für den Gründer persönlich, sondern für das Unternehmen relevant sind. Die Gewerbeversicherung soll durch ihre verschiedenen Arten dazu beitragen, dass die richtige Absicherung im Schadensfall vorhanden ist.
Dafür gibt es zum Beispiel:
- die Berufshaftpflichtversicherung oder
- die Inhaltsversicherung, weitere Beispiele sind
- die Firmenrechtsschutzversicherung,
- die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung und die
- Betriebshaftpflichtversicherung.
Sie alle sollen dafür sorgen, dass der Gründer im Ernstfall nicht mit seinem privaten Vermögen haften muss, die ihn in den persönlichen Ruin treiben könnte.
Die Gewerbeversicherung und das Baukastenprinzip
In Form einer Firmenversicherung erhalten Start-ups ein Bündel an Assekuranzen, mit denen sich die wichtigsten Risiken abdecken lassen. Interessierte können bei ihrem Versicherer nach dem Baukastenprinzip vorgehen und sich einen individuell passenden Versicherungsschutz zusammenstellen.
Bei diesem sollte die Definition der einzelnen Gewerbeversicherungen ebenso berücksichtigt werden wie ein Vergleich der verschiedenen Angebote. Die Absicherung muss dem persönlichen Versicherungsbedarf bestmöglich entsprechen!
Wichtig sind dabei die folgenden Fragen:
- In welcher Branche arbeiten Sie?
- Ist diese Branche mit häufigen Schadensfällen verbunden?
- Beschäftigen Sie Mitarbeiter und wenn ja, wie viele sind es?
- Sind im Unternehmen teure Maschinen und Anlagen vorhanden?
- Wie hoch ist Ihr persönliches Versicherungsbedürfnis?
Die letzte Frage ist nicht irrelevant, denn die Menschen unterscheiden sich teils sehr in ihrem persönlichen Versicherungsbedürfnis. Die einen müssen nur die grundlegenden Risiken abgesichert haben, die anderen brauchen das Komplettpaket, um ruhig schlafen zu können. Allerdings sollten sich Letztere dennoch die Definition der Gewerbeversicherung genau durchlesen, denn auch sie brauchen nicht jedwede Form der Absicherung.
Die Gewerbeversicherung leistet bei Schäden im Unternehmen ebenso wie bei der Abwehr von unberechtigten Forderungen Dritter. Den Haftpflichtversicherungen bei Gewerbeversicherungen wird daher auch die passive Rechtsschutzfunktion unterstellt.
Das bieten die verschiedene Arten der Gewerbeversicherung
Zum einen muss sich jeder Gründer überlegen, was in der Gewerbeversicherung enthalten sein muss. Zum anderen ist es erst einmal gut, einen Überblick darüber zu haben, was sich überhaupt auf welche Art und Weise versichern lässt.
Je nach Branche und Art der Tätigkeit können verschiedene Formen der Gewerbeversicherung infrage kommen, wobei die Formen hier vor allem auf den Umfang der Versicherung abzielen:
- Berufshaftpflichtversicherung
Die Berufshaftpflichtversicherung vereint die Leistungen der Betriebshaftpflichtversicherung und der
Vermögensschadenhaftpflichtversicherung. Sie greift sowohl bei Personen- als auch bei Sach- und Vermögensschäden.Eine spezielle Form der Berufshaftpflichtversicherung wird in der Definition derselben oft nicht wiedergegeben. Es handelt sich dabei um die IT-Haftpflichtversicherung, die nicht automatisch enthalten ist. Sie wurde eigens für die IT-Branche entwickelt.Start-ups aus dem Bereich der Logistik sind mit einer Frachtführerversicherung gut beraten, Veranstalter von Events benötigen eventuell eine Veranstalterhaftpflichtversicherung.
- Betriebshaftpflichtversicherung
Sie kommt für Personen-, Sach- und Vermögensschäden auf, wenn die Mitarbeiter des Start-ups diese zu verschulden haben. Getragen werden hierbei aber nur unechte Vermögensschäden und keine solchen Schäden, die nicht aus einem Personen- oder Sachschaden resultieren.Letztere sind in einer Vermögensschadenhaftpflichtversicherung abgesichert. Ein unechter Vermögensschaden entsteht zum Beispiel dann, wenn eine Person im Unternehmen auf der Treppe stolpert und sich einen komplizierten Beinbruch zuzieht.Für den Unfall müssen Sie als Gründer und Unternehmenseigentümer haften. Da der Geschädigte längere Zeit nicht arbeiten kann, muss er eine Kürzung seines Einkommens hinnehmen. Für diese Kürzung stehen Sie als Schadensverursacher gerade, die Kosten dafür übernimmt die Betriebshaftpflichtversicherung
- Inhaltsversicherung
Dabei handelt es sich um eine Art der Gewerbeversicherung, bei der es nicht um die Schädigung anderer Personen oder Unternehmen geht, sondern um die eigene Firma. Die Inhaltsversicherung deckt alle Schäden ab, die durch Einbruchdiebstahl, Leitungswasser, Feuer, Hagel oder Sturm am Unternehmen entstehen. - Firmenrechtsschutzversicherung
Ist anwaltliche Hilfe vonnöten, ist guter Rat wortwörtlich teuer. Mit der Firmenrechtsschutzversicherung sind Sie auf der sicheren Seite, denn Sie können ohne finanzielle Einbußen die Hilfe eines Anwalts beanspruchen. - Transportversicherung
Die Transportversicherung ist vor allem für die Start-ups wichtig, die sich mit dem Transport von Waren befassen. Egal, ob es sich um selbst produzierte Waren oder um fremde Produkte handelt, ein Unfall ist schnell passiert und die Ware beschädigt. Damit dieses Missgeschick nicht zum finanziellen Ruin wird, gibt es die Transportversicherung als eine der wichtigsten Absicherungen für alle Logistikunternehmen. - Elektronikversicherung
Kaum ein Gründer kommt ohne elektronische Geräte aus, zumindest der Computer ist immer vorhanden. Im Gegensatz zu den Geräten, die häufig im privaten Bereich eingesetzt werden, handelt es sich hierbei meist um sehr hochwertige PCs, die einen entsprechenden Wert haben. Die Gewerbeversicherung schützt in Form der Elektronikversicherung vor den Folgen von Schäden, die durch bestimmte Gefahren entstanden sind.Per Definition ist die Elektronikversicherung eine sogenannte Allgefahrenversicherung, bei der ein Schutz der gesamten elektronischen Anlagen des Unternehmens mit wenigen Ausschlüssen gegeben ist. Hierbei sind sogar Schäden beinhaltet, die durch eigene Unachtsamkeit des Gründers zustande kamen. Der berühmte Kaffee auf der Tastatur ist damit zumindest kein finanzielles Problem mehr.
- Maschinenbruchversicherung
Viele Start-ups starten mit einem eigenen Fuhrpark, der im Laufe der Geschäftstätigkeit wächst. Die Maschinenbruchversicherung ist für diese Unternehmen ideal, denn sie sichert die Maschinen selbst ab. Sie ist ebenfalls eine Allgefahrenversicherung wie die Elektronikversicherung und deckt damit auch Schäden ab, die durch eine fehlerhafte Bedienung derselben aufgetreten sind. - Cyber-Versicherung
Cyber-Kriminalität kann schon für Start-ups zum echten Problem werden. Daher ist die Cyber-Versicherung eine gute Möglichkeit, um sich gegen mögliche Schäden abzusichern. Sie schützt die komplette IT-Infrastruktur, weil sie das Unternehmen auch gegen die Folgen aus anderen Schäden absichert.
Ist die Haftpflichtversicherung eine Pflichtversicherung?
Auch wenn der Name es vermuten lässt: Die Haftpflichtversicherung ist keine Pflichtversicherung! Doch es gibt Ausnahmen: Manche Berufsgruppen müssen eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen wie zum Beispiel Ärzte, Steuerberater oder Rechtsanwälte.
Für sie ist sie tatsächlich verpflichtend, weil die von ihnen verursachten Schäden besonders hoch sein können. Müssten sie dann mit dem gesamten privaten Vermögen haften, würden die meisten Geschädigten leer ausgehen.
Bei Haftpflichtschäden gilt allgemein: Für sie muss immer in voller Höhe gehaftet werden. Wer die entsprechende Gewerbeversicherung nicht vorweisen kann, muss im schlimmsten Fall mit seinem gesamten Privatvermögen haften und das sogar teilweise bis zum Lebensende.
Dabei können vor allem Personenschäden und mit ihnen verbundene Vermögensschäden sehr hoch ausfallen. Bei Ärzten erklärt dies die Notwendigkeit der Versicherung, denn ein Behandlungsfehler kann sich finanziell verheerend auswirken.
Die Betriebshaftpflichtversicherung ist ebenfalls keine Pflichtversicherung, dennoch wirklich sinnvoll. Sie sichert auch die Mitarbeiter eines Unternehmens ab. Wer als Gründer bereits mit Angestellten an den Start geht, sollte daher über diese Art der Gewerbeversicherung nachdenken.
Der Zusatz der Vermögensschadenhaftpflichtversicherung kann sinnvoll sein, damit wirklich alle relevanten Schadensbereiche abgedeckt sind.
Gewerbeversicherung individuell abstimmen
Der Weg zur passenden Gewerbeversicherung führt meist über einen Berater. Hierbei ist es wichtig, einen unabhängigen Berater zu wählen, der nicht zwingend die Produkte eines Versicherungsunternehmens verkaufen möchte.
Außerdem sollte jeder Gründer mitdenken und einen entsprechenden Vergleich der Versicherungen vornehmen: Brauchen Sie diese wirklich oder wird damit nur das eigene Sicherheitsgefühl erhöht?
Wer nicht ruhig schlafen kann, wenn nicht alle Eventualitäten abgesichert sind, wird sich wahrscheinlich um ein umfassendes Versicherungspaket bemühen. Dieses kostet jedoch viel Geld und ist gerade in der Anfangszeit eines Start-ups meist nicht zu stemmen. Es gilt daher, den Versicherungsschutz auf die eigene Situation abzustimmen und die oben genannten Fragen einzubeziehen.
Gewerbeversicherungen richtig vergleichen
Bei Internetvergleichen werden viele verschiedene Angebote auftreten, diese sollten einem eingehenden Vergleich unterzogen werden. Dabei bitte nicht angezeigte Kündigungsfristen und Vergünstigungen vergessen? Mit Letzteren werden gern Gründer angelockt, doch ein Vergleich zeigt später, dass genau dieses Angebot teurer war als gedacht.
Der Versicherungsvertrag wird dann zum Beispiel für eine bestimmte Mindestlaufzeit abgeschlossen, die sehr lange dauert. Oder die Prämien erhöhen sich sprunghaft nach dem ersten Jahr.
Es ist wichtig, nicht nur vor dem Abschluss der Gewerbeversicherung einen umfassenden Vergleich der Angebote vorzunehmen, sondern die
Versicherungspolicen regelmäßig vergleichen zu lassen bzw. einen derartigen Vergleich selbst vorzunehmen. Die Konditionen der einzelnen Anbieter ändern sich ständig, daher kann in wenigen Jahren ein anfänglich als zu teuer eingestufter Anbieter deutlich günstiger sein und bessere Leistungen bieten.
Wichtiges für Start-ups kurz zusammengefasst
Gewerbeversicherungen sind wichtig, manchmal sogar Pflicht
Gewerbeversicherungen sind keine unnötigen Versicherungen, die Gründern nur aufgeschwatzt werden sollen. Bei einigen Berufsgruppen handelt es sich um Pflichtversicherungen, denn die Berufshaftpflicht muss seitens der Ärzte, Rechtsanwälte und Steuerberater abgeschlossen werden. Ihre beruflichen Risiken sind zu groß.
Ihre Branche entscheidet über den nötigen Umfang
Maßgeblich für den Versicherungsumfang sind die Branche, in der Sie tätig sind, sowie das individuelle Risiko. Teure Maschinen und Anlagen werden sicherlich anders abgesichert als ein einzelnes Notebook, das zum Bestreiten der Tätigkeit eines Werbegrafikers genutzt wird.
Nicht jede Art der Gewerbeversicherung ist nötig, daher sollte das Versicherungspaket individuell geschnürt werden. Ein IT-ler wird keine Logistikversicherung brauchen!
Vorsicht vor Personenschäden
Haftpflichtversicherungen umfassen bestenfalls alle drei Arten von Schäden: Personen-, Sach- und Vermögensschäden.
Personenschäden können sehr hoch ausfallen, ungeachtet der eigenen finanziellen Situation haftet der Schadensverursacher für die Schäden. In unbegrenzter Höhe!
Für Gründer sind Gewerbeversicherungen existenziell notwendig. Sie haben noch nicht die nötigen Rücklagen, um Schäden zu begleichen. Teilweise fallen diese überdies so hoch aus, dass sie gar nicht ohne Weiteres beglichen werden können. Wer nicht direkt wieder Insolvenz anmelden möchte, sollte zumindest die relevanten Punkte absichern.