Das Zwischenzeugnis ist von immenser Bedeutung für werdende Mamas, die sich Richtung Mutterschutz verabschieden. Neben guten Wünschen sollte eine smarte Frau am letzten Arbeitstag also nicht nur den Kugelbauch aus dem Büro tragen. Bei einem Zwischenzeugnis in „besonderen Umständen“ mag man zunächst an eine unnötige Formalie denken.
Dem ist nicht so. Egal, ob eine längere oder kürzere Pause geplant ist, das Zeugnis kann aus verschiedenen Gründen noch eine wichtige Rolle spielen. Im Folgenden zeigen wir Ihnen fünf Gründe auf, warum das Zwischenzeugnis für Mamas so wichtig ist, welchen Anspruch sie darauf hat und wie sie diesen am besten geltend macht.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Vier Gründe warum das Zwischenzeugnis für Mamas wichtig ist
Der Eintritt in den Mutterschutz markiert einen neuen Abschnitt, privat wie auch beruflich. Nicht selten kommt es vor, dass sich Mamas während und nach der Babypause neu orientieren. Ein aktuelles Zeugnis ist für die Bewerbungen absolut von Vorteil. Die Welt dreht sich und so kann es passieren, dass der gewogene Chef nicht mehr da ist, wenn man das Zwischenzeugnis dann bräuchte. Auch kann es noch weitaus tiefgreifendere Veränderungen in der Firma geben, die einen ratlos und ohne Zeugnis dastehen lassen.
Wir zeigen Ihnen hier auf, aus welchen Gründen es für die werdende Mutter wichtig ist, sich noch vor Antritt des Mutterschutzes um ein Zwischenzeugnis zu bemühen:
- Planänderung
- Aufgabenwechsel nach Rückkehr
- Wechsel in der Chefetage
- Umstrukturierung/Insolvenz der Firma
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Planänderung
Schwanger leuchtet die Welt in einem anderen Licht. Die werdende Mama plant ohnehin nach dem Baby wieder schnell einzusteigen und denkt sich „Wozu der Stress mit dem Zwischenzeugnis?“ Nun, Pläne können sich ändern. Zu dem Zeitpunkt, wenn der Mutterschutz ansteht, kann keine Frau genau wissen was da wirklich auf sie zukommt. Ist das Baby unkompliziert und bekommt man rechtzeitig den benötigten KITA-Platz? Möchte ich mich überhaupt noch zum geplanten Zeitpunkt vom Baby trennen?
Es kann auch passieren, dass der Arbeitgeber Gründe gegen eine Teilzeit-Stelle findet. All dies spielt eine Rolle und kann letztendlich zu Planänderungen führen und dazu, dass eine Jobsuche nötig wird. Sie sind also auf der sicheren Seite, wenn das Zwischenzeugnis noch vor dem Mutterschutz erstellt wurde und damit eine Dokumentation Ihrer Leistungen haben.
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Aufgabenwechsel nach Rückkehr
Es kann passieren – und gar nicht so selten – dass die frische Mama aus dem Mutterschutz bzw. der Elternzeit zurückkommt, und die vorherige Stelle ist nun mit einem neuen Kollegen besetzt. Dieser ist mittlerweile so gut im Thema, dass der Arbeitgeber ihn dort auch belassen möchte. Er ist nicht verpflichtet Ihnen ihren alten Job zurückzugeben, wohl muss er Ihnen aber eine gleichwertige Position anbieten.
Auch hierfür ist es sinnvoll, dass Sie die Zeit vor dem Mutterschutz in einem Zwischenzeugnis dokumentiert haben. Sollten Sie die Firma irgendwann verlassen haben Sie einen Beleg über Ihre Tätigkeiten. Je mehr Aufgaben dazu kommen, desto unübersichtlicher wird das Ganze sonst am Schluss.
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Wechsel in der Chefetage
Heutzutage ist es eher selten, dass ein Arbeitnehmer von Ausbildung bis Rente im selben Unternehmen bleibt. Und so kann es passieren, dass Sie nach der Babypause zurück ins Unternehmen kommen und Ihr Vorgesetzter ist nicht mehr der Gleiche. Wenn er nicht die Firma gewechselt hat, kann er auch befördert worden sein oder auf Sie kommt mit einer neuen Aufgabe auch ein neuer Fachbereich und damit ein anderer Chef zu.
Besonders wenn Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrem Vorgesetzten vor Mutterschutz hatten, ist das ärgerlich. Hat der gute Mensch das Unternehmen ganz verlassen, ist vielleicht nun niemand mehr da, der Ihre bisherigen Leistungen angemessen beurteilen kann. Richtig ärgerlich wird es, wenn Sie mit dem neuen Vorgesetzten nicht zurechtkommen und ein neuer Job nötig wird.
Wenn Sie in so einer Situation auf ein bestehendes Zwischenzeugnis zurückgreifen können, erleichtert dies die Lage enorm. Auch hat das Zwischenzeugnis eine Bindungswirkung. Das bedeutet für Sie: Ein Arbeitszeugnis bei Austritt aus dem Unternehmen darf nicht grundlos schlechter ausfallen als das Zwischenzeugnis.
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Umstrukturierung/Insolvenz der Firma
Bei vielen Unternehmen sind heutzutage auch Umstrukturierungen üblich. Sie könnten also aus der Elternzeit zurückkommen und Ihre alte Abteilung ist aufgelöst. Es kommt somit mindestens ein anderer Arbeitsplatz, wenn nicht sogar ein anderer Arbeitsort auf Sie zu.
In jedem Fall müssen Sie sich in der Situation mit neuen Kollegen sowie einem neuen Vorgesetzten arrangieren. Noch komplexer wird es, wenn die Firma verschmolzen wurde oder umfirmiert hat. Diese Änderungen bringen unschöne, lange Formulierungen im Arbeitszeugnis nach sich. Und davon abgesehen besteht auch hier wieder die unangenehme Tatsache, dass keiner der neuen Vorgesetzten Ihre bisherigen Leistungen so richtig beurteilen kann.
Wenn dann noch eine Insolvenz ins Spiel kommt und ein neuer Arbeitsplatz definitiv nötig wird, ist die Ausstellung eines Arbeitszeugnisses über Ihr gesamtes Arbeitsverhältnis kaum möglich. In dem Fall stehen Sie auch wieder gut da, wenn Sie vorgesorgt haben und ein Zwischenzeugnis Ihre Zeit vor dem Mutterschutz belegt.
Anspruch nur bei berechtigtem Interesse
Ein Zwischenzeugnis gibt es nicht einfach so. Es gibt kein Gesetz, dass eindeutig einen Anspruch darauf regelt. Manchmal existiert jedoch ein Anspruch aufgrund einer Betriebsvereinbarung oder eines Arbeits-/Tarifvertrages. Daher wurden von der Rechtsprechung Rahmenbedingungen festgelegt.
Für die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses wird ein sogenanntes „berechtigtes Interesse“ gefordert. Zu den wenigen Sonderfällen, bei denen ein Anspruch auf ein Zwischenzeugnis bejaht wird, gehören persönliche Veränderungen und längere Arbeitsunterbrechungen wie z.B. die Elternzeit. Mamas haben in dem Fall also Glück und das Gesetz und damit eine Argumentationsgrundlage auf ihrer Seite.
Zwischenzeugnis: Tipps zum Arbeitgeber-Gespräch und Inhalt
Jeder werdenden Mama ist anzuraten, dass sie früh genug vor dem Mutterschutz das Gespräch mit ihrem Chef sucht und um ein Zwischenzeugnis bittet. Ein bis zwei Monate vorher sind eine gute Zeit, da eventuell noch Korrekturen anstehen. Es kann sein, dass er dem nicht so einfach nachkommen möchte und fragt wieso Sie das Zeugnis benötigen. In dem Fall können Sie ihm z.B. darlegen, dass dies teils bei Behördengängen verlangt wird und Sie dann nicht auf den Weg ins Unternehmen angewiesen sein wollen.
Bitten Sie um ein qualifiziertes Zwischenzeugnis, in dem neben der Gesamtbeurteilung Ihrer Leistungen auch Ihre speziellen Fähigkeiten aufgeführt sind. Ein taktisch smarter Weg ist es, wenn Sie anbieten das Zeugnis vorzuformulieren. Der Chef und die Personalabteilung sparen sich so Zeit und Sie können den Inhalt des Zeugnisses mit beeinflussen. Die Bewertung sollten Sie dabei aber weglassen, da dies dreist wirken könnte.
Wenn das Zwischenzeugnis dann endlich vor Ihnen liegt, gilt zunächst eins: gründlich durchlesen! Bei Mängeln sollten Sie diese dem Arbeitgeber sofort schriftlich aufzeigen und um eine Korrektur bitten. Sonst kann ein Berichtigungsanspruch erlöschen. Wenn Sie bezüglich des Inhalts ein unsicheres oder gar schlechtes Gefühl haben, sollten Sie nicht zögern und einen Anwalt einschalten. Ihr künftiger Job könnte davon abhängen und Ihre Zukunft sollte das wert sein.